Wenn man sich für eine Betätigung als Saatguterzeuger interessiert, was sind die ersten Schritte?
Die Saatguterzeugung ist in Deutschland gesetzlich geregelt, um ein hohes Maß an Verbraucherschutz und Qualität zu gewährleisten. Was die Struktur betrifft, gibt es drei Beteiligte: den Vermehrer, die Vertriebsorganisationsfirma (VO) und den Züchter. Dieses Dreigestirn arbeitet in der Durchführung zusammen. Die VO kann ein spezialisiertes Unternehmen sein oder auch ein Landhändler. Es wird ein Kombi-Vermehrungsvertrag geschlossen zwischen Züchter und Vermehrer, der angebahnt wird von der VO. Zudem braucht es einen entsprechenden Aufbereiter, etwa die VO-Firma, ein spezialisiertes Unternehmen oder der Vermehrer selbst als sogenannter Selbstaufbereiter.
Gibt es sonstige Anforderungen?
Es gibt Vorgaben für die Mindestflächen und es muss natürlich in die Fruchtfolge passen. Zudem gibt es eine Qualitätspyramide: Z-Saatgut, Basissaatgut, Vorstufensaatgut. Je höher hier die Ansprüche sind, umso höher sind die Anforderungen an eine saubere Arbeitsweise. Die Felder müssen frei von Problemunkräutern sein. Wenn etwa beim Z-Saatgut Verunreinigungen gegeben wären, dann würden sich diese potenzieren. Deswegen haben wir die Feldanerkennung und nachher die Beschaffenheitsprüfung.
Wo erhalten Landwirte Informationen und Unterstützung zum Thema?
Ich würde die regionalen Saatbauverbände nennen. Hier gibt es entsprechende Informationen und Musterverträge. Außerdem sind Modellkalkulation verfügbar, die den Preis für das Basissaatgut den eigenen Stundenlohn für die Bereinigung einbeziehen. Als zweite Anlaufstelle kann man die staatliche Anerkennungsstelle nennen. Bei uns in Niedersachsen regelt das die Landwirtschaftskammer. Zudem gibt es die AG der Anerkennungsstellen. Außerdem verfügen die Züchter und die VO-Firma über Informationen.
Sind Investitionen nötig vor dem Start?
Betrachtet man die Rohwarenschiene, dann ist ein Invest hier nicht in größerem Umfang gegeben, zumindest wenn eine Transportmöglichkeit für den sortenreinen Transport vorhanden ist. Dann gibt es die Selbstaufbereiterschiene. Hier muss eine Aufbereitungsanlage vorhanden sein, ebenso eine Möglichkeit zur sortenreinen Lagerung. Wenn man diese Infrastruktur auf dem Stand der Technik aktuell anschaffen wollte, dann wäre das eine enorme Investition. Hier ist man sehr schnell im sechsstelligen Bereich. Und die Frage ist dann, welche Manpower man hat. Es gilt zu prüfen, ob es eventuell abweichende Typen auf dem Feld gibt, Getreidearten, die da nicht hingehören, oder Unkrautarten, die bestenfalls händisch bereinigt werden können.
|